Luftqualitätsuntersuchungen in Baden-Baden

Blauer Himmel mit WolkenBild vergrößern

Das städtische Fachgebiet Umwelt und Arbeitsschutz hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst im Zeitraum Mai 2018 bis Juni 2019 Luftqualitätsmessungen an insgesamt sieben Standorten (sowie einer zusätzlichen Messstation in der Fürstenbergallee, Messbeginn: September 2018) im Stadtgebiet durchgeführt. Es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Messkampagnen mit verschiedener Zielsetzung.

  • Prädikatisierungsverfahren ‚Heilbad‘
  • Luftqualitätsüberprüfung Europastraße (B500)

Zur Bestimmung der Luftqualität wurden die Leitsubstanzen Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub und der darin enthaltene Ruß, sowie Grobstaub im wöchentlichen Rhythmus bestimmt. Die labortechnischen Analysen des gewonnenen Probenmaterials und die Auswertung der Ergebnisse werden durch den Deutschen Wetterdienst vorgenommen.

Die Luftqualitätsmessungen werden dabei nicht nur hinsichtlich einer Richtwerteinhaltung analysiert, sondern auch die witterungs- und jahreszeitbedingten Einflüsse auf die Immissionsbelastung sowie Standortabhängigkeiten berücksichtigt.

Luftqualitätsmessanlage am Behördenzentrum.Bild vergrößern
Luftqualitätsmessanlage am Behördenzentrum.

Übersichtskarte mit Messstationen

Standorte der Luftqualitätsmessungen auf einem LageplanBild vergrößern

Messkampagne Titelführung „Heilbad“

Zusammenfassung der Überschreitungshäufigkeiten des Kurzzeit-Richtwertes und der Ausschöpfungsgrade hinsichtlich des Langzeit-RichtwertesBild vergrößern
Zusammenfassung der Überschreitungshäufigkeiten.

Als Kurort mit dem Titel „Heilbad“ überprüft die Stadt Baden-Baden auf Grund gesetzlicher Vorgaben alle zehn Jahre die Luftqualität. Das Beurteilungsgebiet umfasst dabei die Kernstadt sowie die Stadtteile Oos, Lichtental und Balg.

In Kurorten wird entgegen den gesetzlichen Grenzwerten eine höhere Anforderung an die Luftqualität gestellt. Dabei gelten die in den Begriffsbestimmungen des Deutschen Heilbäderverbandes festgesetzten Richtwerte.

Bei der aktuellen Messkampagne wurden bei allen gemessenen Luftbeimengungen an allen Messstellen die jeweils gültigen Kurzzeitrichtwerte eingehalten mit Ausnahme jeweils einer Überschreitung an den Probenahmestellen in den Verkehrszentren beim Parameter Stickstoffdioxid. Bis zu drei Überschreitungen je Luftbeimengung und Messstelle im Messjahr sind erlaubt.

Die mittleren Belastungswerte der einzelnen Luftschadstoffe unterschreiten den jeweiligen Langzeit-Richtwert. Bei den gemessenen Luftbeimengungen wurden überwiegend kurortübliche Konzentrationen gemessen.

Im Vergleich zu den letzten Messungen im Zeitraum 2006/2007 zeigen sich zum Teil deutliche Abnahmen der Luftbeimengungen Stickstoffdioxid, Feinstaub, Ruß im Feinstaub und Grobstaub gesamt. Lediglich beim opaken Grobstaub konnte eine Zunahme der mittleren Konzentrationen festgestellt werden.

Diagramme mit Vergleichswerten von einer Messkampagne im Jahr 2006/2007Bild vergrößern
Vergleich Messkampagnen 2006/07 und 2018/19.

Die Luftqualität in Baden-Baden erfüllt damit die strengen gesetzlichen Vorgaben des Gesetzes zur Anerkennung von Kurorten und Erholungsorten Baden-Württemberg in Verbindung mit den Begriffsbestimmungen des Deutschen Heilbäderverbands.

Messkampagne Europastraße (B500)

Die Stadt Baden-Baden hat sich dazu entschieden, zusätzlich zu den Kurortmessungen weitere freiwillige Messungen über einen Zeitraum von einem Jahr entlang der verkehrsträchtigen Europastraße (B500) im Stadtgebiet durchzuführen.

Die Messungen der Parameter Stickstoffdioxid NO2, Feinstaub PM2.5, Ruß im Feinstaub sowie Grobstaub (gesamt und opak) wurden an den Standorten THW, Ordnungsamt (Briegelackerstr. 21) sowie am Ebertplatz (siehe Übersichtskarte mit Messstationen) über einen Zeitraum von einem Jahr vom 4. Mai 2018 bis 7. Juni 2019 mit einer zeitlichen Auflösung von einer Woche durchgeführt.

Zusätzlich wurden am Standort THW meteorologische Parameter (Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Luftdruck, Windrichtung und -geschwindigkeit) sowie zeitlich hoch aufgelöste Feinstaubwerte (FIDAS-Messungen) inkl. PM10 erhoben. Ab September 2018 wurde in der Fürstenbergallee zur Kontrolle der am Ebertplatz gemessenen Werte in der Fürstenbergallee eine zusätzliche Station eingerichtet. Diese Messungen wurden bei der Auswertung nur qualitativ berücksichtigt.

Die Überprüfung der Luftqualität entlang der Europastraße wurde aufgrund von Anfragen aus dem Gemeinderat und der Bürgerschaft aus dem Jahr 2017 durchgeführt. Im Fokus der Anfragen stand insbesondere die Luftqualität in unmittelbarer Umgebung des Tausendfüßlers (Messstation THW), weshalb die wöchentlichen Luftmessungen dort mit dem zeitlich hoch aufgelösten FIDAS-Messgerät ergänzt wurden. Damit konnten neben der Einhaltung der gesetzlichen PM2.5- und PM10-Jahresgrenzwerte auch die Überschreitungshäufigkeit des PM10-Tagesmittelwerts nach 39. BImSchV geprüft werden.

Mangels sachlicher Zuständigkeit für Maßnahmen der Luftreinhaltung (Zuständigkeit liegt beim Regierungspräsidium Karlsruhe) dienen diese Messungen nicht der Umsetzung der 39.BImSchV, sondern insbesondere der Verifizierung des für Baden-Baden erstellten Rechenmodells (Immissionsprognose) bezüglich der Luftqualität, das im Jahr 2011 vorgestellt wurde.

Karte: Immissionsprognose NO2 aus dem Jahr 2011, erstellt im Rahmen des Projekts „Baden-Baden 2020“Bild vergrößern
Karte: Immissionsprognose NO2 aus dem Jahr 2011, erstellt im Rahmen des Projekts „Baden-Baden 2020“

Nach den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) führt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) im Auftrag des Verkehrsministeriums die erforderlichen Untersuchungen zur Luftreinhalteplanung durch. Die von der Stadt durchgeführten Messungen können aufgrund der Auswahl der Messstandorte, die nicht an der 39. BImSchV ausgerichtet sind, dazu nicht herangezogen werden. Die 39.BImSchV wird aber orientierend herangezogen.

Immissionskenngrößen für die gemessenen Luftbeimengungen getrennt nach Winter- und Sommerhalbjahr.Bild vergrößern
Immissionskenngrößen für die gemessenen Luftbeimengungen getrennt nach Winter- und Sommerhalbjahr. PZ = Anzahl der Proben; MW = Mittelwert des Datenkollektivs

Ergebnisse

Die Ergebnisse bestätigen die im Jahr 2011 im Rechenmodell (Immissionsprognose 2020) prognostizierten Werte für Stickstoffdioxid. Insgesamt sind die Modellrechnungen damit verifiziert.

Für Stickstoffdioxid NO2 ist ein jahreszeitlicher Verlauf kaum vorhanden. Der Verlauf ist an allen Standorten trend- und phasengleich, die Standorte unterscheiden sich aber zum Teil deutlich im Konzentrationsniveau.
Die mittlere NO2-Belastung lag bei 19,2 µg/m³ am THW, bei 28,5 µg/m³ am FB OS und 54,7 µg/m³ am Ebertplatz. Nach der 39. BImSchV liegt der Grenzwert für NO2 im Jahresmittel bei 40 µg/m³.

Die mittlere Feinstaub PM2.5-Belastung war an allen drei Standorten mit etwa 9,6 µg/m³ nahezu gleich. Die minimalen Unterschiede an allen drei Standorten deuten darauf hin, dass Feinstaub vornehmlich aus großräumigen oder regionalen Quellen entsteht bzw. alle Standorte lokal ähnlich beeinflusst werden.
Nach der 39.BImSchV liegt der Grenzwert für PM2.5 im Jahresmittel bei 25 µg/m³ und wurde somit an allen Messorten deutlich unterschritten.

Am Standort THW wurden mit dem FIDAS-Messgerät zusätzlich zeitlich hoch aufgelöste Feinstaub PM10-Konzentrationen gemessen, welche im Mittel 15,6 µg/m³ betrugen. Anhand statistischer Regressionsanalysen konnte auf Grund der hohen Korrelation eine Abschätzung des Konzentrationsniveaus für die Standorte Ebertplatz und FB OS durchgeführt werden. Dort lagen die mittleren Konzentrationen nach dem Berechnungsverfahren bei 16,6 µg/m³ (FB OS) bzw. 17,9 µg/m³ (Ebertplatz).

Von maximal 35 zulässigen Überschreitungen pro Standort und Jahr für Feinstaub PM10 gemäß 39.BImSchV wurden am THW zwei Überschreitungen festgestellt. Gemäß der Anwendung statistischer Berechnungsverfahren kam es an den Standorten FB OS (3 Überschreitungen) und Ebertplatz (6 Überschreitungen) zu keinen unzulässigen Überschreitungshäufigkeiten.

Es gibt in Baden-Baden keine Feinstaub-Problematik.

Die mittlere Belastung bezogen auf Ruß im Feinstaub PM2.5 lag zwischen 0,56 µg/m³ und 1,28 µg/m³. Die relevanten Einflussfaktoren wie die Bebauungssituation und Heizungsemissionen unterscheiden sich dabei an den Standorten nur unwesentlich. Als signifikanter Unterschied wurde die Verkehrssituation identifiziert, welche am Ebertplatz für die höheren Ruß-Konzentrationen im Feinstaub verantwortlich ist.

Die mittlere Belastung bezogen auf Grobstaub (gesamt) lag zwischen 12,1 µg/m³ und 16,1 µg/m³ und für Grobstaub (opak) zwischen 1,8 µg/m³ und 6,9 µg/m³. Auch hier finden sich erwartungsgemäß die höchsten Konzentrationen am Ebertplatz.

Die geringste Luftschadstoff-Belastung wurde durchweg am Standort THW gemessen. An allen Standorten blieben die gemessenen Werte unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte, mit Ausnahme der mittleren Stickstoffdioxid-Konzentration am Ebertplatz.
Der Ebertplatz stellt aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens ein Hotspot für die Immissionsbelastung dar. Die in der 39.BImSchV angegebenen Aufstellkriterien werden am Messort Ebertplatz allerdings nicht erfüllt (Mindestabstand zu verkehrsreichen Kreuzungen).

Feinstaub PM2.5-Schadstoffrose am Standort THW für den Zeitraum 01.08.2018 bis 07.06.2019 sowie für die Teilzeiträume Sommer- und WinterhalbjahrBild vergrößern
Feinstaub PM2.5-Schadstoffrose am Standort THW für den Zeitraum 1. August 2018 bis 7. Juni 2019 sowie für die Teilzeiträume Sommer- und Winterhalbjahr. Datenbasis: Stundenmittel. Erstellt mit opinar in R.

Neben dem Messort beeinflussen die vorherrschende Wetterlage sowie die Jahreszeit die Messwerte, wie beispielhaft an der Schadstoffrose für Feinstaub PM2.5 dargestellt. Im Sommerhalbjahr sowie bei Südwest-Winden stellen sich tendenziell geringere Schadstoffwerte ein, wobei bei der Messkampagne einige Abweichungen aufgetreten sind. Beispielsweise wurden am Standort Ebertplatz im Sommerhalbjahr höhere Stickstoffdioxidkonzentrationen gemessen als im Winterhalbjahr. Grundsätzlich überlagern verkehrsbezogene Einflüsse die typischen Jahresverläufe von Luftbeimengungen.

Erwartungsgemäß zeigen sich entlang der Europastraße (B500) zum Teil deutliche Einflüsse des Verkehrs auf die Luftqualität, insbesondere bei der Messstation Ebertplatz, welche einen Immissions-Hotspot darstellt. Am Standort THW sowie beim Behördenzentrum II (FB OS) wurden die zur Orientierung herangezogenen Grenzwerte der 39.BImSchV durchweg eingehalten. Unterhalb des Tausendfüßlers (Messstation THW) ist die Beeinflussung der Luftqualität durch den Verkehr bei den untersuchten Messstellen am geringsten und die Messergebnisse liegen in der gleichen Größenordnung wie bei den VZ-Messstellen der Kurortmessungen.

Messkampagne LUBW

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) unterhält in Baden-Baden eigene Messstationen.

In der Aumattstraße wird seit 1993 die Luftqualität des städtischen Hintergrunds als Bestandteil des landesweiten Luftmessnetzes untersucht. Die LUBW-Messdaten in der Aumattstraße belegen die sehr gute Luftqualität in Baden-Baden im landesweiten Vergleich.

Im Rahmen eines Sondermessprogramms der LUBW mit 39 Messstellen in Baden-Württemberg wurde vom 1. Januar bis zum 31. März 2019 auch an einer verkehrsreichen Straße in Baden-Baden der Parameter Stickstoffdioxid orientierend gemessen. Hierbei liegt der ermittelte Wert deutlich unterhalb des geltenden Grenzwerts. An der Messstation vor dem Anwesen Rheinstraße 33 wurden im Mittel 34 µg/m³ Stickstoffdioxid gemessen. Dieser von der LUBW berechnete Mittelwert für drei Monate zeigt eine Tendenz auf, ob der gesetzlich relevante Jahresmittelwert von 40 µg/m³ Luft an dem betreffenden Straßenabschnitt eingehalten werden kann. Für die Messstation in der Rheinstraße wurde durch die LUBW ein Jahresmittelwert zwischen 29 - 33 µg/m³ abgeschätzt. Die Messungen in Baden-Baden werden nicht fortgeführt, das Messgerät wurde zwischenzeitlich abgebaut.

Hinweis

Die aktuellen Messwerte der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) für Baden-Baden finden Sie auf der Internetseite der LUBW. Wählen Sie den gewünschten Parameter aus und klicken Sie auf den Standort Baden-Baden, um die Messwerte zu erhalten.

www.lubw.baden-wuerttemberg.de