Baldreit-Stipendium 2020/2021

Porträt Thilo WestermannBild vergrößern
(c) Kip Carter Photography, Courtesy of Thilo Westermann

Von Mai bis September 2020 wird der in Berlin lebende Künstler Thilo Westermann in Baden-Baden leben und arbeiten.

Thilo Westermann arbeitet mit Hinterglasmalerei. Aus schwarz grundierten Glasplatten ritzt er kostbare, barock anmutende Blumenstilleben heraus. Das hört sich alles nach hoch perfektionierter Handwerkskunst an. Doch in Wahrheit geht es Thilo Westermann um Auseinandersetzungen mit dem Diskurs des Bildes, des Bild- und Abbildhaften. Denn die kleinen Glasplatten werden in einem einmaligen Unikatdruck fotomechanisch reproduziert und zum Teil stark vergrößert, bis hin zu überdimensionalen Ausschnitten, bei denen das Konkrete ins Abstrakte vergeht. Gleichzeitig arrangiert der Künstler mit Hilfe des Computers Arrangements seiner Glasbilder.

Arbeit von Thilo Westermann: Aus schwarz grundierten Glasplatten ritzt er barock anmutende Blumenstilleben.Bild vergrößern
(c) Thilo Westermann Arbeit von Thilo Westermann: Aus schwarz grundierten Glasplatten ritzt er barock anmutende Blumenstilleben.

Für seinen Stipendiums-Aufenthalt in Baden-Baden wird sich Thilo Westermann mit einer lokal gegebenen Bildgröße befassen, dem Porträt der Großherzogin von Baden-Baden, Stéphanie de Beauharnais (1789 – 1860), das er bei einem früheren Baden-Baden-Aufenthalt entdeckt hat. Mit seinen Bildmethoden und -techniken wird er dabei die sozialen Rollen und Funktionen und die Geschlechterrollen und -identitäten als Bildkonzeptionen befragen.


Porträt Deniz OhdeBild vergrößern
(c) Silviu Guiman Deniz Ohde

Die Schriftstellerin Deniz Ohde lebt und arbeitet in Leipzig und wird ab Oktober 2020 für 6 Monate die Baldreit-Wohnung beziehen.

In ihrem Debütroman „Streulicht“, der im August im renommierten Suhrkamp Verlag erscheint, erzählt die 1988 in Frankfurt am Main geborene und heute in Leipzig lebende Autorin von den Herausforderungen eines Arbeiterkindes, das sich aus seinem Milieu herauszuarbeiten versucht und dennoch von einer verinnerlichten Abwertung des eigenen Umfelds geprägt ist. Es geht in Ohdes literarischen Arbeiten um die feinen Unterschiede in der Gesellschaft, in der zwar ein Bildungsversprechen propagiert, aber oft nicht eingelöst wird. Ruppig sind die Verhältnisse, in denen die Protagonisten der jungen Schriftstellerin leben, feinsinnig hingegen ihre Sprache.

In Baden-Baden wird Deniz Ohde an ihrem zweiten Roman arbeiten, der von einer Beziehung erzählt, die von Gewalt geprägt ist. Ein ernstes Thema, das mit der Frage verknüpft ist, ob möglicherweise auch der Weg in ein Kloster helfen könnte, sich aus dem Gewaltzusammenhang zu befreien. Deniz Ohde ist eine vielversprechende literarische Stimme, von der wir noch viel hören werden.

2016 war sie Finalistin des 24. „open mike“, des „10. poet bewegt“- Literaturwettbewerbs und 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. 2019 stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis.