Pauline Viardot-García (1821-1910)
Pauline Viardot-García war eine der faszinierendsten, vielseitigsten und einflussreichsten Musikerinnen des 19. Jahrhunderts.
Sie wurde 1821 als Tochter des spanischen Tenors Manuel García in Paris geboren. Ihre ältere Schwester ist die berühmte Sopranistin Maria Malibran.
Pauline erhält eine erste Ausbildung als Pianistin, u.a. durch Franz Liszt, als aber ihre Schwester 1836 stirbt, wird sie zur Primadonna der Opernbühne erzogen. 1839 debütiert die 18jährige in London und beginnt so eine der erstaunlichsten Opernkarrieren ihrer Zeit.
1840 heiratet sie den Theaterdirektor Louis Viardot, der 21 Jahre älter als sie ist. Pauline ersingt sich Triumphe auf Konzert-Tourneen durch Deutschland, Italien und Russland, wo sie 1843 den Dichter Iwan Turgenjew kennen lernt – eine schicksalhafte Begegnung für beide.
Die Viardot führt ein aufregendes Leben, baut sich einen beliebten Salon in Paris auf und bringt nebenbei noch vier Kinder zur Welt. Aus politischen Gründen entscheidet sich die Familie, nach Deutschland überzusiedeln. Die Wahl fällt auf Baden-Baden. In der "Sommerhauptstadt Europas" hatte sich auch schon Paulines Freundin Clara Schumann angesiedelt. Im Sommer 1863 erfolgt der Umzug in ihr Haus in der heutigen Fremersbergstraße. Wenig später folgt auch Turgenjew nach, der das nachbarliche Grundstück erwirbt.
Auch in Baden-Baden wird Paulines musikalischer Salon bald zu einem gesellschaftlichen Ereignis, bei dem sich Künstler, Fürsten und Könige die Klinke in die Hand geben. Sie musiziert gemeinsam mit Clara Schumann und Johannes Brahms, der zur gleichen Zeit sein Domizil in Lichtental aufgeschlagen hatte. Pauline unterrichtet viele Schülerinnen, die zu bedeutenden Sängerinnen werden sollten und komponiert Lieder, Klavierstücke und kleine Operetten, die sie mit der Familie und ihren Schülerinnen aufführt.
Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges ist die Familie Viardot gezwungen, Deutschland zu verlassen und ihr Anwesen in Baden-Baden zu verkaufen. Als sich die Viardots in Paris niederlassen, zieht wenig später auch der Freund Turgenjew nach. 1883 wird ein schreckliches Jahr für Pauline, sowohl ihr Mann wie auch Turgenjew erkranken schwer und sterben beide im gleichen Jahr. 27 Jahre bleiben ihr noch zu leben. Sie pflegt Umgang mit Künstlern und nimmt am Pariser Konzertleben teil. Hochbetagt stirbt Pauline Viardot-García am 18. Mai 1910 in Paris. Eine Büste der Künstlerin steht heute in der Baden-Badener Allee, unweit des Stadtmuseums.
Das Archiv der Musikbibliothek beherbergt Noten der Künstlerin und sammelt Tonträger und Dokumente der Werkaufführungen.