Werner-Bergengruen-Archiv

(1892 - 1964)

Porträt Werner Bergengruen
Werner Bergengruen

Werner Bergengruen wurde am 16. September 1892 in Riga als Sohn eines Arztes aus baltischer Familie schwedischer Herkunft geboren. Wegen der Russifizierungspolitik des Zarenreichs, entschloss sich seine Familie zur Ausreise.

Bergengruen studierte bis 1914 in Marburg, München und Berlin Germanistik, Jura, Geschichte und Theologie, ohne einen Studienabschluss zu erwerben. Bei Beginn des ersten Weltkrieges meldete er sich als Kriegsfreiwilliger für Deutschland.

1919 trat er zur baltischen Landwehr über, die in seiner Heimat gegen die Rote Armee kämpfte.

Bergengruens Werke erreichten hohe Auflagen

Das flotte Soldatenleben in einem "guten Krieg" und die Erprobung in den ritterlichen Tugenden bilden eine nicht zu übersehende Voraussetzung für das chevalereske Element in seinem Gesamtwerk. Viele Gedichte und Erzählungen sind ohne Bergengruens Erlebnis jener Kriegszeit kaum vorstellbar.

1922 übernahm er in Berlin die Leitung der Zeitschrift "Ost-Information" und wurde 1925 Hauptschriftleiter der "Baltischen Blätter". Ab 1927 lebte er als freier Schriftsteller zunächst in Berlin, später in Solln bei München, bis 1942 sein Haus bei einem Luftangriff zerstört wurde. Die folgenden Jahre verbrachte Bergengruen in Tirol.

Dem Nationalsozialismus stand Bergengruen nicht zuletzt wegen seiner traditionsbewussten und christlich-humanen Gesinnung (er war 1936 zum katholischen Glauben konvertiert) ablehnend gegenüber. Seine antifaschistischen Gedichte des Gedichtzyklus "Der ewige Kaiser" (1937) gingen in Abschriften von Hand zu Hand. 1937 schlossen ihn die Nationalsozialisten wegen seines Romans "Der Großtyrann und das Gericht" aus der Reichsschrifttumskammer aus. Ab 1946 lebte er bei Freunden in Zürich, 1948/49 in Rom.

Bergengruen kehrt 1958 nach Deutschland zurück und baut sich am Fuße des Merkurberges in Baden-Baden ein Haus, in jener Stadt, der er schon 1934 noble Tradition nachgerühmt hatte. Auch war es der Geburtsort seines Freundes Reinhold Schneider. Er schreibt: "In den Anlagen von Baden-Baden ist gut promenieren. Alles gedeiht üppig unter einem zärtlichen Klima und unter pflegenden Händen, die von Weisheit gelenkt werden."

Charakteristisch für Bergengruens Frühwerk ist der Einfluss der Romantik, seine Anlehnung an die Erzählweise E.T.A. Hoffmanns und Jean Pauls. Skurrile Charaktere, unheimliche Begebenheiten und unerwartete geheimnisvolle Wendungen des Schicksals sind typisch für seine Novellen und Romane. Seine späteren Werke haben meist religiösen Inhalt und schildern den Menschen in extremen Situationen. Sie sind streng komponiert und phantasievoll, ohne dabei an Realistik einzubüßen. Zentral für Bergengruens Werk sind seine Novellen.

Bergengruens Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten hohe Auflagen. 1951 erhielt Bergengruen den Wilhelm-Raabe-Preis, 1962 den Schillerpreis, 1957 Großes Bundesverdienstkreuz. Er war Mitglied im Orden Pour le Mérite. Werner Bergengruen verstarb am 4.September 1964, kurz vor seinem zweiundsiebzigsten Geburtstag in Baden-Baden. Seine Grabstätte befindet sich auf dem dortigen Stadtfriedhof.

Der gesamte schriftstellerische Nachlass Werner Bergengruens kam nach seinem Tod ins Deutsche Literatur-Archiv Marbach am Neckar.

Werke Werner Bergengruens

Romane

  • Das große Alkahest (1926), später: Der Starost
  • Das Kaiserreich in Trümmern (1927)
  • Herzog Karl der Kühne (1930)
  • Der goldene Griffel (1931)
  • Der Großtyrann und das Gericht (1935)
  • Am Himmel wie auf Erden (1940)
  • Pelageja (1947)
  • Das Feuerzeichen (1949)
  • Der letzte Rittmeister (1952)
  • Die Rittmeisterin (1954)

Einzelne Novellen

  • Die drei Falken (1937)
  • Jungfräulichkeit (1947)
  • Die Hände am Mast (1949)
  • Der Teufel im Winterpalais (1933)
  • Das Tempelchen (1950)
  • Erlebnis auf einer Insel (1952)
  • Die Sterntaler (1953)
  • Der Pfauenstrauch (1952)
  • Das Netz (1956)
  • Die Kunst, sich zu vereinigen (1956)
  • Die Heiraten von Parma (1955)
  • Bärengeschichten (1959)
  • Suati (1957)
  • Vater Jewgenij (1962)
  • Die Glückliche (1968)
  • Die wunderbare Schreibmaschine (1967)

Novellensammlungen

  • Das Buch Rodenstein (1927)
  • Der tolle Mönch (1930)
  • Der Tod von Reval (1939)
  • Sternenstand (1947)
  • Die Flamme im Säulenholz (1955)
  • Badekur des Herzens (1932)
  • Zorn, Zeit und Ewigkeit (1959)
  • Räuberwunder (1964)
  • Der dritte Kranz (1962)
  • Die schönsten Novellen (1963)

Lyrik

  • Die Rose von Jericho (1936)
  • Die verborgene Frucht (1938)
  • Dies irae (1944/45)
  • Lombardische Elegie (1951)
  • Zauber- und Segenssprüche (1946)
  • Der Wanderbaum (1932)
  • Glückwunschgabe (1958)
  • Zur heiligen Nacht (1958)
  • Die heile Welt (1950)
  • Figur und Schatten (1958)
  • Herbstlicher Aufbruch (1965)