Welterbe gestalten und bewahren

Blick von Westen über Baden-Baden Bild vergrößern
(c) Willi Walter, 2009 Blick von Westen über Baden-Baden

Voraussetzung für die Einschreibung in die UNESCO-Welterbeliste ist neben dem außergewöhnlichen universellen Wert, der Authentizität und Integrität der nominierten Welterbestätte auch ein funktionierendes Schutz- und Managementsystem. Das Managementsystem sorgt vor Ort für den Schutz, die Pflege, die Nachhaltigkeit und die Vermittlung der Welterbestätte.

Die Stadt Baden-Baden hat sich mit der Einschreibung ins UNESCO-Welterbe verpflichtet, Schutzinstrumente für den Erhalt des außergewöhnlichen universellen Wertes (engl. OUV steht für outstanding universal value) und Planungsinstrumente für die nachhaltige Entwicklung der Kurstadt als Teilstätte der Great Spa Towns of Europe auf der Grundlage bestehenden Rechts zu ergreifen. 

Baden-Baden ist gut aufgestellt

Kneippanlage im Friedrichsbad. Bild vergrößern
Kneippanlage im Friedrichsbad

Baden-Baden ist in diesem Sinne gut aufgestellt, denn das Bewusstsein für die Denkmalwerte und ihre Schutzbedürftigkeit sowie die nachhaltige Entwicklung der Kurstadt besteht bereits seit vielen Jahren. Das vorgeschlagene lokale Managementsystem der Teilstätte Baden-Baden greift auf bereits bestehende Strukturen in der Verwaltung zurück, die gut implementiert sind. Der gute Erhaltungszustand der Stadt und die Nutzung der vorhandenen Schutzinstrumente bestätigen, dass diese Strukturen effektiv angelegt sind und ausgeschöpft werden.

Da es sich bei den Great Spa Towns of Europe um eine transnationale Welterbestätte handelt, gibt es auch ein staatenübergreifendes Managementsystem, das zwischen den sieben beteiligten Staaten – Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und der Tschechischen Republik– international koordiniert wird.

Schematischer Überblick über das bestehende Schutz- und Managementsystem für die Teilstätte Baden-Baden (basiert auf dem Baden-Badener Lokalen Managementplan, 2019)Bild vergrößern
(c) Stadtverwaltung Baden-Baden Schematischer Überblick über das bestehende Schutz- und Managementsystem für die Teilstätte Baden-Baden (basiert auf dem Baden-Badener Lokalen Managementplan, 2019)

Ansprechpartnerinnen für die Teilstätte Baden-Baden

Ansprechpartnerin beim Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg
Dr. Denise Beilharz
Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg
Referat 28 - Denkmalpflege, Weltkulturerbe und Bauberufsrecht

Ansprechpartnerin beim Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
Marie Schneider
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart
Referat 83.3 Fachgebiet Spezialgebiete, Schwerpunkte und Welterbe

Ansprechpartnerin bei der Stadt Baden-Baden
Lisa Poetschki
Fachbereich Planen und Bauen, Stabsstelle Welterbe und Stadtgestaltung

Gibt es durch die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste Einschränkungen für Bauvorhaben?

Blick auf die Innenstadt mit VillenBild vergrößern
Blick auf die Innenstadt mit Villen

Durch die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste entsteht kein neues Recht. Bei der Beurteilung von Bauvorhaben wendet die Stadt Baden-Baden das bestehende Bau- und Planungsrecht sowie das Denkmalrecht an. Die Stadtverwaltung setzt zudem auf neue informelle Planungsinstrumente zur Bewusstseinsbildung und als Grundlage für weitere Instrumentarien zur Qualitätssicherung des städtebaulichen Erbes.

So hat die Stadt Baden-Baden bereits im Jahr 2007 die Satzung zum Schutz der Gesamtanlage Baden-Baden beschlossen. 2018 wurde der Geltungsbereich um die historischen Villengebiete erweitert, nachdem eine städtebaulich-denkmalpflegerische Werteplanung die Bedeutung dieser städtebaulichen Bereiche untermauert hat. Die Gesamtanlagenschutzsatzung umfasst nun den kompletten Bereich der Welterbestätte.

Zudem entstand im letzten Jahr das Leitbild der baulichen Gestaltung für die historischen Villengebiete der Stadt Baden-Baden (Baufibel) als baugestalterisches sowie bauplanungsrechtliches Leitbild für die zukünftige Entwicklung der historischen Villengebiete. Gegenwärtig werden weitere Bebauungspläne für historische Villengebiete bearbeitet. Eine Gestaltungssatzung nach Landesrecht ist in Vorbereitung.

Vorteil dieser Schutzinstrumentarien ist, dass bei geplanten Veränderungen das qualitätvolle überlieferte Ortsbild verstärkt als Maßstab und Diskussionsgrundlage für die Beurteilung von Maßnahmen herangezogen wird. An Vorhaben innerhalb der sensiblen Kernzone können dabei früher und genauer Anforderungen gestellt werden, als dies mit den einschlägigen bau- und planungsrechtlichen Instrumenten möglich ist.

Welche Vorteile hat die Einschreibung in die UNESCO-Welterbeliste?

Amphoren am Alten Dampfbad
(c) Markus Brunsing Amphoren am Alten Dampfbad
  1. Stärkung des Geschichtsbewusstseins und somit der Wertschätzung des gemeinsamen Erbes in der Bevölkerung.
  2. Höheres Interesse an der Erforschung der Stadtgeschichte und zeitgemäßer Aufbereitung für die Öffentlichkeit (Vermittlung).
  3. Höhere Sensibilität für die städtebauliche Entwicklung und das überlieferte Stadtbild.
  4. Potential für neue Themen und Arbeitsfelder, die neue Investitionen in die Stadt führen. Ausweitung der weichen Standortfaktoren für den Arbeitsplatzsektor
  5. Höherer Bekanntheitsgrad im In- und Ausland mit Interesse an der Kulturgeschichte der Stadt, nicht nur im touristischen Bereich, sondern vor allem auch in der Fachwelt.
  6. Höhere Übernachtungszahlen, die sich langfristig bei zusätzlichen Gästezahlen von etwa 5 Prozent einpendeln werden.
  7. Förderung der Demokratie und des europäischen Zusammenhalts, durch die Schaffung einer Plattform für den internationalen Dialog.

Bürgerschaftliches Engagement für das Welterbe

Grün-weißer Pavillion im Schweizerhaus-Stil. Rote Tulpen im Vordergrund.
Bénazet-Pavillon in der Lichtentaler Allee

Unterstützung bei der Nominierung zum Welterbe erhält die Stadt Baden-Baden von Anfang an durch ein großes bürgerschaftliches Engagement. Insbesondere der Freundeskreis Lichtentaler Allee e.V. fungierte 2006 als Initiator der Welterbe-Idee für Baden-Baden. Doch auch der Verein Freundeskreis Paradies e.V. und der Verein Stadtbild Baden-Baden e.V. und viele weitere Vereine und bürgerschaftliche Gruppen wie auch der Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden e.V. tragen das Welterbe durch ihr vielseitiges Engagement weiter und füllen es mit Leben.

Gemeinsames Ziel der Vereine, Gruppen und der Stadt Baden-Baden ist es, alle Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste für das Welterbe zu begeistern und ihnen Wege aufzuzeigen, sich mit dem historischen Erbe der Stadt Baden-Baden zu identifizieren.