Stromausfall
Die Möglichkeit eines flächendeckenden und mehrtägigen Stromausfalls ist auch in Mittelbaden nicht auszuschließen. Doch welche Konsequenzen hätte ein sogenannter „Blackout“ für die Haushalte? Und wie kann man sich darauf vorbereiten?
Die Folgen eines mehrtägigen Stromausfalls sind vielseitig. Hier nur einige Beispiele: Züge können nicht mehr fahren, Verkehrsampelanlagen fallen aus, Geldautomaten streiken und einkaufen ist nur noch eingeschränkt möglich. Im Haushalt fallen viele Geräte aus, so auch der Kühlschrank, und die Tiefkühltruhe, der Elektroherd und die Heizung. Die Systeme der Telefonnetzbetreiber sind nur für ein paar Stunden mit Notstrom versorgt, danach ist telefonieren nicht mehr möglich.
In der Regel werden Stromausfälle zwar in wenigen Stunden behoben. Aber in Notsituationen kann es durchaus auch Tage dauern, bis der Strom wieder verfügbar ist. Beispielsweise wenn Stromleitungen bei einem Unwetter oder starken Schneefällen beschädigt wurden. Oder wenn bei hohem Bedarf einfach nicht genügend Strom geliefert werden kann.
Hinweis
Aktuelle Informationen über die Lageentwicklung geben die Rundfunksender. Radionachrichten lassen sich auch über das Autoradio empfangen. Fragen, wann es wieder Strom geben wird, beantworten die Stadtwerke unter der Rufnummer 07221 277-0.
Situation bei den Stadtwerken
Im Falle eines mehrtägigen Stromausfalles verfügen die Stadtwerke Baden-Baden über Notstromeinrichtungen, um die kritischen Infrastrukturen wie Ver- und Entsorgungseinrichtungen zu erhalten. Dies ist nicht für alle Bereiche umsetzbar.
Stadtwerkeintern lässt sich die Kommunikation über das eigene Festnetz aufrechterhalten. Zudem besteht die Möglichkeit mobil und über den werkseigenen Betriebsfunk zu kommunizieren.
Tipps für den Notfall:
Hier einige Tipps, wie sich die Auswirkungen eines Stromausfalls mildern lassen.
Hinweis
Auf der Internetseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe lassen sich informative Broschüren herunterladen oder kurze Informationsvideos anschauen:
Heizung
Haushalte mit einem Kamin oder Ofen sollten einen Vorrat an Kohle, Briketts oder Brennholz angelegt haben. Steht kein Ofen zur Verfügung, können Fachleute prüfen, ob die Installation einer solchen alternativen Heizquelle in den eigenen vier Wänden möglich ist. Es gibt unter anderem Kaminöfen im Handel, auf denen man notdürftig kochen kann. Und Achtung: Bei gasbetriebenen Heizquellen ist darauf zu achten, dass Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel eine Sauerstoffmangel- und Zündsicherung, bei dem Gerät vorliegen. Die Installation eines sogenannten CO-Warnmelders erhöht Ihre Sicherheit.
Auch mit warmer Kleidung und Decken lässt sich die Heizung eine Zeit lang ersetzen. Ist die Heizung ausgefallen, empfiehlt es sich möglichst nur einen Raum zum Aufenthalt zu nutzen und die Türen geschlossen zu halten, damit Wärme nicht entweichen kann und die Wohnung in der kälteren Jahreszeit nicht zu sehr auskühlt. Allerdings ist dabei regelmäßig zu lüften! Besonders wenn beispielsweise Kerzen als alternative Lichtquelle dienen, ist eine regelmäßige Erneuerung des Sauerstoffgehalts in den Räumen wichtig.
Arzneimittel
Personen, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen müssen, sollten sich zu Hause einen kleinen Vorrat anlegen. Bei einem längeren Stromausfall wird es unter Umständen schwierig, Medikamente von Apotheken zu bekommen.
Licht
Wenn das Licht ausfällt, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Nutzung alternativer Lichtquellen. Am besten hält man mehrere Varianten vorrätig. Wichtig sind Taschenlampen. Die gibt es batteriebetrieben, dabei an Ersatzbatterien denken, solarbetrieben, Kurbeltaschenlampen oder LED-Leuchten. Es empfiehlt sich die "Ersatzbirnen" nicht vergessen oder mehrere Geräte als Ersatz für Defekte vorzuhalten. Hinzu kommen Kerzen und Streichhölzer oder Feuerzeuge. Weiter gibt es Camping- oder Outdoor-Lampen sowie die guten alten Petroleumlaternen, für die ein Vorrat an geeignetem Brennstoff zu Hause sein sollte.
Für welche Variante man sich auch entscheidet: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt dringend beim Einsatz immer die Herstellervorgaben zu berücksichtigen: „Achten Sie bei offenen Flammen immer darauf, diese nicht unbeobachtet zu lassen. Es herrscht Brandgefahr! Nutzen Sie wenn möglich feuerfeste Gefäße, bei Kerzen beispielsweise Windlichter, um die Brandgefahr zu reduzieren.“
Lebensmittel
Ohne Strom bleibt die Küche kalt: Kleinere Mahlzeiten lassen sich auf einem Campingkocher zubereiten. Ebenfalls nutzbar ist im Garten oder dem Balkon ein Garten- oder Tischgrill, der mit Holzkohle oder Gas betrieben wird. Auch hier Vorsicht! Nicht in der Wohnung oder im Haus grillen – es besteht Erstickungsgefahr!
Ein geeigneter Lebensmittelvorrat ist zudem von Vorteil. Wer ohne Strom kein warmes Essen kochen kann, sollte einen speziellen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln haben, die kalt verzehrt werden können. Dazu eignen sich länger haltbare Lebensmittel wie Knäckebrot, Zwieback und Kekse, aber beispielsweise auch Haferflocken, manche Obstsorten, auch aus der Dose, geeignete Salami sowie Fleisch-, Wurst- und Fischkonserven, eingelegte Gurken oder Nüsse. Wichtig ist zudem Trinkwasser, das sich in Flaschen meist lange lagern lässt. Das BBK empfiehlt einen Vorrat an Lebensmitteln und Wasser für 14 Tage.
Ersatzakkus
Achten Sie darauf, dass die Akkus an Ihren Laptops, Mobiltelefonen und Telefonen möglichst geladen sind oder halten Sie aufgeladene Ersatzakkus bereit. Solarbetriebene Batterieladegeräte oder Powerbanks können bei Stromausfall eine echte Hilfe sein.
Denken Sie daran, Bargeld zur Verfügung zu haben, da bei Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionieren. Und halten Sie ein batteriebetriebenes Radio oder Kurbelradio bereit, damit Sie bei einem langanhaltenden Stromausfall die Mitteilungen der Behörden verfolgen können.
Telefon- und Handynetze
Zum Absetzen von Notrufen ist vorgesehen, Polizeidienststellen, Feuerwehrgerätehäuser, Unterkünfte der Katastrophenschutz-Organisationen und des Rettungsdienstes personell rund um die Uhr zu besetzen.
Weiterhin werden an zentralen Stellen, wie beispielsweise am Bahnhof, der Ooser Festhalle, am Schweigrother Platz, Bernhardusplatz, vor dem Festspielhaus, Leopoldsplatz, Bertholdsplatz, Brahmsplatz, Grobbachhalle, Verkehrsbetriebe Oberbeuern und in den Stadtteilen, sogenannte „Leuchttürme“ eingerichtet. Hier können bei Ausfall von Telefon- und Handynetzen im Bedarfsfall Notrufe getätigt werden.
Tanken
Auch das Tanken an den Tankstellen wird nicht funktionieren. Denn ohne Strom kann die elektrisch betriebene Pumpe der Zapfsäule den Kraftstoff nicht in den Fahrzeugtank befördern. Und Notstromaggregate oder manuelle Pumpen zur Betreibung von Tankstellen-Zapfsäulen bei Ausfall der Stromversorgung gehören nicht zur Standardausrüstung einer Tankstelle.
Abhilfe schafft da ein 20-Liter-Blechkanister in der Garage, allerdings sollte der Treibstoff nicht über Jahre im Kanister bleiben, sondern in bestimmten Abständen ausgetauscht werden.
Nachbarschaftshilfe
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bittet, in Notfällen mit den Nachbarn Kontakt zu halten. Vielleicht brauchen sie Hilfe oder können einem selbst helfen, beispielsweise in dem man zusammen kocht.
Strom- und Wasserversorgung
Stromversorgung: Die Stadtwerke können den Betriebsstandort Waldseestraße mit den vorhandenen Notstromeinrichtungen über 4 Tage, also etwa 100 Stunden, unabhängig von der externen Stromversorgung betreiben. Wichtig: Damit lassen sich nur die kritischen Infrastruktureinrichtungen der Stadtwerke versorgen, nicht die der privaten Haushalte.
Wasserversorgung: Bei einem flächendeckenden, mehrtägigen Stromausfall im Stadtkreis ergeben sich durch die topografische Lage und der damit verbundenen komplexen Wasserversorgung mehrere zeitversetzte Versorgungseinschränkungen.
Für Baden-Baden und die Ortsteile gilt: Das Versorgungsgebiet wird im Jahresschnitt zur Hälfte über das Grundwasserwerk (GWW) Sandweier und zur anderen Hälfte aus den Quellgebieten im Schwarzwald versorgt. In den Sommermonaten müssen jedoch rund 90 Prozent aus dem Sandweierer GWW abgedeckt werden. Dieses ist mit einem Notstromaggregat ausgestattet, das für einen einhundertstündigen Volllastbetrieb ausgebaut wurde. Im Notstrombetrieb funktioniert die gesamte Aufbereitungstechnik. Um diesen Volllastbetrieb zu gewährleisten, stehen bei den Stadtwerken 30.000 Liter Diesel zum Nachtanken zur Verfügung. Solange das Notstromaggregat läuft, ist die Wasserversorgung sichergestellt.
Die Quellwasser-Aufbereitungsanlagen Grobbach, Seelach, Schmalbach und auch Neuweier haben keine eigene Notstromversorgung. Das Quellwasser wird aufgrund des natürlichen Druckes ohne Filtration ins System eingeleitet. Das Wasser wäre nicht entsäuert und mikrobiologisch nicht aufbereitet. Deshalb schränken die Stadtwerke bei Stromausfällen eine Nutzung des Wassers ein. Das Pumpwerk Merkur, das das Trinkwasser nach Ebersteinburg fördert, lässt sich mit einem mobilen Notstromaggregat versorgen.
Das Rebland wird zum größten Teil durch das GWW in Steinbach versorgt, sowie zu einem kleinen Teil mit Quellwasser. Das Steinbacher GWW ist mit einem Notstromaggregat ausgestattet, das einen Weiterbetrieb der Wasserversorgung ohne nachzutanken für 24 Stunden sichert.
Das im GWW-Steinbach geförderte Rohwasser wird unaufbereitet zum Zentralbehälter Rebland gefördert. Im Zentralbehälter findet die Aufbereitung statt. Der Rebland-Zentralbehälter hat allerdings keine eigene Notstromversorgung, wodurch keine Wasseraufbereitung vorgenommen werden kann. Deshalb sprechen die Stadtwerke im Falle eines längeren Stromausfalls eine Nutzungseinschränkung wegen sogenannter Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFC) und Nitrat für das Rebland aus.
Gasversorgung
Die Gasversorgung erfolgt über zwei Erdgasübergabestationen im Bereich des Klärwerks und in Sandweier. Die größere Station im Klärwerk verfügt über ein Notstromaggregat, das den Betrieb der Anlage für rund 70 Stunden sicherstellt. An der Erdgasübernahmestation Sandweier schließen die Stadtwerke ein mobiles Notstromaggregat an, um die Anlage weiter zu betreiben.
Der Gasverbrauch wird jedoch deutlich zurückgehen, weil im bei einem Stromausfall die Hausgasheizungen nicht funktionieren.
Fernwärmeversorgung
Die Stadtwerke betreiben ein eigenes Fernwärme-Netz im Briegelacker, das bei einem Stromausfall nicht funktioniert. Dort ist keine Notstromversorgung vorhanden.
Zudem sind die Stadtwerke für die EnBW als Betriebsführer für das Fernheizwerk im Rotenbachtal tätig. Das Fernheizwerk besitzt eine eigene Notstromversorgung, die einen Weiterbetrieb für 45 Stunden sicherstellt. Allerdings wird bei einem Stromausfall in den mit Fernwärme geheizten Gebäuden keine Wärme ankommen, da die Pumpen im Haus ohne Strom nicht funktionieren.
Kläranlage
Die Gemeinschaftskläranlage Baden-Baden Sinzheim verfügt über ein Notstromaggregat, das einen Betrieb von rund 50 Stunden gewährleistet. Alle nicht für die Abwasserreinigung relevanten Anlagenteile, wie die Biomasseaufbereitung und die Biomüllaufbereitung werden außer Betrieb genommen. Nur die Anlagenteile der Abwasserreinigung werden über Notstrom weiterbetrieben.
Stadtentwässerung
Das grundlegende Entwässern der Stadt und der Stadtteile ist durch das natürliche Gefälle sogenannter Freispiegelleitungen gegeben. In allen Bereichen, in denen dies nicht möglich ist, sind 37 spezielle Pumpwerke installiert. Die wesentlichen Pumpwerke, Haueneberstein, Sandweier, Süd und Mitte sowie Oos-West sind über Notstrom versorgt. Der Inselbetrieb per Notstrom lässt sich etwa drei Tage aufrechterhalten. Die Pumpwerke Balg und Geroldsau können über mobile Notstromaggregate zumindest zeitweise betrieben werden. Alle kleineren Pumpwerke lassen sich nicht weiterversorgen. Möglicherweise entstehen Rückstaus und somit ein Überlaufen in Gebäude oder in das Gelände.
Die Regenüberlaufbecken werden geflutet und müssen, sofern dies möglich ist, manuell reguliert werden. Im schlimmsten Fall erfolgt ein Abschlag in umliegende Bäche.
Abfallentsorgung
Die Müllabfuhr lässt sich ohne nachtanken der Fahrzeuge maximal zwei Tage weiter betreiben. Das Abladen auf der Deponie erfolgt ohne Wiegevorgang. Die Anlieferung für die städtische Müllabfuhr ist ohne Wiegung möglich. Für den Kundenverkehr bleiben die Anlagen geschlossen.